Im Frühsommer 2014 fand das erste CINEMA IRAN Festival statt. Die Initiative war geboren aus der Liebe zum Kino und der Faszination für die vielfältigen Perspektiven, Ästhetiken und Dramaturgien der iranischen Filmkunst. Der Kreativität und Resilienz der iranischen Filmschaffenden im Iran und in der Diaspora ist es zu verdanken, dass die gesellschaftliche Realität eines Landes sichtbar wird, die durch die globale politische Nachrichtenlage oft überdeckt wird. „Aus Liebe zum Kino“ ist daher auch das Motto der diesjährigen Festivalausgabe, denn ohne Passion für die künstlerische Arbeit und ohne die Bereitschaft, sich auch schweren Herausforderungen zu stellen, wäre keiner der Filme, die wir auf dem Festival präsentieren dürfen, entstanden. Und die Liebe zum Kino ermöglicht es auch, in den vielfältigen Perspektiven das global verbindende Gemeinsame zu entdecken.
Das letztjährige Festival stand unter der Überschrift „Frau! Leben! Freiheit!“ und die gleichnamige Bewegung wird auf unterschiedliche Weisen auch in Filmen der aktuellen Ausgabe thematisiert. THE SUN WILL RISE von Ayat Najafi begleitet Theaterproben, die im Winter 2022/23 durch die Straßenproteste unterbrochen wurden. Die Dreharbeiten zu EIN KLEINES STÜCK VOM KUCHEN fanden während der intensiven Wochen der Demonstrationen statt. Bis heute wird dem Regieduo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha die Ausreise verwehrt.
Repression gegen Filmschaffende ist jedoch keine neue Entwicklung. Den Filmarchivar, dem Ehsan Khoshbakht seinen Dokumentarfilm CELLULOID UNDERGROUND widmet, brachte seine Cinephilie ins Gefängnis. Der Filmemacher Farid hängt in Farhad Delarams Spielfilm ACHILLES seine Profession an den Nagel und arbeitet lieber im Krankenhaus, als sich der Filmzensur zu unterwerfen. Und Shahram Mokri erinnert in CARELESS CRIME an den politisch motivierten Brandanschlag auf das Kino Rex im Sommer 1978.
Der letzte Festivaltag ist zwei widerständigen weiblichen Perspektiven gewidmet: Narges Kalhor setzt sich in SHAHID filmisch mit ihrer Biographie und dem ungeliebten Vermächtnis ihres Urgroßvaters auseinander. In TATAMI muss sich eine Sportlerin gegen politische Einflussnahme in ihren Wettkampf zur Wehr setzen.
Eröffnet wird CINEMA IRAN mit der Premiere des iranischen „Kinderfilms“ WINNERS von Hassan Nazer, in dem durchaus erwachsene Themen verhandelt werden. Der filmbegeisterte neunjährige Yahya findet im Staub eine Oscar-Statue und setzt alles daran, sie dem rechtmäßigen Besitzer zurückzubringen.
Nur neun Jahre alt wurde Kian Pirfalak, der während der Proteste gegen den gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini von Sicherheitskräften erschossen wurde. Nach seinem Tod veröffentlichte seine Mutter ein Video, in dem Kian vom „Gott des Regenbogens“ spricht. Seither ist dieser Gott zu einem Symbol für eine hoffnungsvollere Zukunft geworden.
Wir wünschen Ihnen spannende, bewegende und erhellende Filmentdeckungen, schöne Begegnungen und vielleicht finden Sie hie und da einen Hoffnungsschimmer im Regenbogen.